06-09-1941

Meine Lieben,

Wie ich aus Eurem letzten Schreiben entnahm, ist es Euch mit den grössten Schwierigkeiten gelungen, das Geld für unsere Passage aufzubringen, was mir schrecklich leid tut und will ich Euch gern glauben, dass Ihr jetzt nicht mehr im Stande seid, die 84 Dollar für unsere Landfahrt zu bezahlen; zumal du l. Martin, jetzt schon so lange ohne Arbeit bist. Hoffentlich bist du bald wieder ganz hergestellt und wirst du dann mit Gotteshilfe auch wieder Beschäftigung finden.

Aber an wen sollte ich mich somit wenden, da ich doch keinen Menschen drüben habe, der mir helfen würde.? Ich will nun hier beim Hilfsverein versuchen, ob mir dieser nicht helfen kann. Um jedoch dorten eher etwas erreichen zu können, wäre es gut wenn Ihr mir einen Brief schreiben würdet, aus dem ersichtlich ist, dass Ihr Euch mit dem Aufbringen des Geldes für die Passage schon sehr wehe gethan habt und jetzt unmöglich noch die 84 Dollar für die Landfahrt bezahlen könnt; der Hilfsverein hat ja schon so vielen Leuten geholfen und so hoffe ich, dass er auch uns helfen wird. Gestern waren Albert Hirsch und Frau bei uns und haben sich verabschiedet, da sie Ende des Monats hier abreisen und am 27. geht ihr Schiff nach Lisabon ab. Albert Hirsch ist der Bruder von Frau Lina Hirsch aus GG. Onkel Sal(omon) kennt ihn ja. Friedel Schott schrieb diese Woche so vergnügt an seine Eltern. Er wurde zum I. Vorsitzenden im Club gewählt und mit 1 goldenen Medaille ausgezeichnet. Der Zweite Vorsitzende erhielt 5 Doll; die wären ihm allerdings lieber gewesen. Habt Ihr etwas von Liselotte Koch gehört? Es ist doch sehr auffallend, dass das Mädchen schon so lange nicht an seine Grosseltern geschrieben hat, die Beide sehr aufgeregt sind. Bis Ihr diese Zeilen bekommt, werdet ihr auch Kahn gesprochen haben. Meine Wissenschaft für heute ist zu Ende

Bleibt Beide hübsch gesund und seid herzlich geküsst von Eurem Vater.

Grüsse Eure Eltern und alle Verwandten. Onkel Salomon soll am 6. Juli unser(e) Jahrzeit nicht vergessen.

My Darlings,

As I understood from your last letter, it had cost you a great effort to get the money for our passage together; I am very sorry for this, and naturally I understand that you are unable to pay the 84 dollars for our train ride to Lisbon, especially as you dear Martin, have been unemployed for a while. Hopefully you’ll soon recover and find new employment with God’s help. But who else can I ask, if I know nobody else over there who could help me? I will ask our local Aid office if they could help. But, it would be most helpful if you could send me a letter stating that your providing the money for the passage has exhausted your resources so much so that it is not possible for you to come up with the additional 84 dollars for the train tickets. The Aid office has helped so many people already, so that I hope they would do that for us as well. Yesterday Albert Hirsch and wife visited us to say their good-byes as they are leaving at the end of the month, and their ship leaves on the 27th to Lisbon. Albert Hirsch is the brother of Mrs Lina Hirsch from GG. Uncle Sal knows him. Friedel Schott wrote a happy letter to his parents this week. He was elected president of his club and received a gold medal. The second lead received 5 dollars which he, too, would have preferred. Have you got any news about Liselotte Koch? It is most strange that the girl has not written to her grandparents so long; they are both very upset about this. By the time you get this letter, you will have spoken to Kahn as well. I have not much else to report from here. Stay healthy. Warm kisses from your father.

Greetings to the in-laws and all the family. Salomon should not forget our Jahrzeit on July 6.