01-01-1939

Firmenbriefkopf Mainz, den 1. 1. 39

Lieber Martin.

Dein Bf. 119 ist noch nicht eingetroffen und erwarte ich ihn im Laufe dieser Woche. Wir gehen morgen nach Gerau und bereiten zum Auszug vor; einen Teil haben bereits gepackt. Am 3. I. kommt 1 Packer von Delichausen und am 4. I. der Möbelwagen, der unseren schäbichen (schäbigen) Rest an Möbel abholt. Was noch zu reparieren ist, lassen in Frankfurt machen. Es wird eine bewegte Woche für uns geben, geht aber auch herum. An Harry und Herbert habe letzte Woche geschrieben.

Hede ist über Neujahr in Bretten und kommt am 3. I. zurück. Hans schrieb sehr zufrieden von Albert; er wohnt bei Frau Aich?, deren Mann in Bretten Vertreter war und 8 Tage vor seiner Abreise nach U.S. A. starb und reiste die Frau allein. Albert fand durch diese Frau am 4. Tage schon Arbeit und verdient 15 Doll. . Hoffentlich kann er seine Familie bald anfordern, da es für Hans eine grosse Aufgabe ist.

Max und Ernst schrieben diese Woche, dass Selma und Max raschestens nach England oder Frankreich gehen sollten; für ihren Lebensunterhalt würden sie sorgen. Jedenfalls helfen die Verwandten mit.

Ernst macht sich am 1. II. selbstständig und schrieb, dass seine Einrichtung auf 750 D.(oll) käme.

Diese Woche kam der letzte Gerauer von der Reise zurück. Friedel Schott und Ludw.(ig) Goldberger.

Wir haben schon 14 Tage schlechtes Wetter, jeden Tag Schnee, was zum Umzug nicht angenehm ist.

Grüsse alle Verwandten und sei du herzl. gegrüsst von deinem Vater.

Lieber Martin! Diese Woche kam meine Bürgschaft und tut es uns allen leid, dass noch nicht an die Reihe kommen. Vielleicht giebt es doch bald eine Änderung und danke nochmals für die Erledigung.

Hast Du die Weihnachten und Sylvester gut verbracht.? Sigmund sieht nicht besonders aus, aber mit der Zeit wird er sich erholen; jeder ist froh, wenn man zusammen ist. Wir werden jetzt viel zu tun haben, bis in Ordnung sind; ich bin furchtbar erkältet, waren öfter in Gerau, im Hause war es ziemlich kalt. Bad und Closet waren gefroren, trotzdem alles abgestellt war. Wir erwarten Deine Nachricht.

Mit herzl. Grüssen Johanna Kossmann

Oben: Grüsse von Tante (Selma) und Onkel (Max). Links: Es schneit ständig.

Dear Martin,

Your letter No 119 has not arrived yet; I am expecting it this week. Tomorrow we go to Gerau to prepare our moving. Part of it is already packed. On jan 3 a mover comes from Delichhausen and on the 4th comes the truck to pick up our broken furniture. These will be repaired in Frankfurt. We will have a moving week, but then this will pass, too. I wrote to Harry and Herbert last week.

Hede spent the New Year in Bretten – she will return on Jan 3. Hans was very happy with Albert, he wrote. He stays with Mrs Aich? whose husband was a businessman in Bretten and he died 8 days before their travel to the U.S.A. so the wife had to go alone. Albert has already found work through this woman on the fourth day and makes 15 dollars. Hopefully he can get his family to help as this is too much burden on Hans.

Max and Ernst wrote this week that Selma and Max should go to England or France as soon as possible. They would support them there. The relatives will help anyway.

Ernst will become independent on Feb 1, and he wrote it will cost him an investment of 750 dollars. This week the last couple from Gerau returned from their travels. Friedel Schott und Ludw.(ig) Goldberger. We have had bad weather for 2 weeks; everyday it snows, which is not very pleasant for moving. Greetings to all, and warm kisses from your father.

Dear Martin,

This week I received my affidavit. Too bad we cannot as of yet go. Perhaps something will change in that; anyway, thanks a lot for taking care of it.

Did you have a pleasant Christmas and New Year? Sigmund does not look that great, but he will recover eventually; everyone is happy to be together. We’ll be quite busy until everything is in place. I have a terrible cold, we went often to Gerau and the house was rather cold. Bath and toilet were frozen, even though we turned off everything. We look forward to your news. Warm greetings from Johanna Kossmann

On Top: Greetings from Aunt (Selma) and Uncle (Max) Left: It is always snowing.