03-21-1937c

Firmenbriefkopf Nr. 37a 21. 3. 1937

Lieber Martin

Hoffe, dich wohl und munter und kann G. s. D. Gleiches von uns allen berichten, betreff der Abmeldung des Geschäftes habe dir ja im letzten Bf. berichtet, aber es wird sich jetzt doch was anders gestalten. Wir Alten, Sal(omon) und ich trete aus und Job wird die Fa. weiter führen mit unserem Gewerbekapital von 10 Mille und betragen dann die Gewerbesteuer ca. Mk 40-50; denn wann man mal abgemeldet hat, wird es schwer fallen, die Erlaubnis zum Wiederanfangen zu bekommen; es kann ja für uns über Nacht mal wieder anders kommen.

Am Freitag sprach der junge Helm mit mir und wollte es übernehmen und rief heute Mittag dieserhalb nochmals an und wollte heute mit seinem Schwager Bambach hierher kommen. Ich sagte ihm ab, da es Job vorerst weiter führen würde. Die Aussenstände sind alle an mich zu zahlen und bin jetzt dahinter dieselben nach Möglichkeit rasch hereinzubekommen. Die Angelegenheit muß noch vor April beim Finanzamt eingereicht werden wegen Herabsetzung der Gewerbesteuer. Tante Sophie schrieb , dass sie mit Bertha nach dem Süden geht und nicht hierher kommt. Ich wüßte also nicht, wie ich sie sprechen könnte. Du schriebst von deinem first paipers (=papers), die du erhiehltest; ich denke, daß diese vom B. aus Z sind. Wie verhält es sich eigentlich, wenn ich dich wirklich im Simmer mal besuchen wollte; ich glaube, daß ich hierzu eine Besuchsbürgschaft haben muß. Du kannst dich ja mal erkundigen, wie hoch diese sein muss. Und ob dies mit viel Kosten verknüpft ist; scheib mal hierüber! Dies alles ist ja noch sehr unbestimmt. Am Mittwoch ist am Amtsgericht in Darmstadt Testamentseröffnung von Tante Hannchen und muss ich und Adolf Berger hin.

Ich glaube ja, dass es für mich sehr langweilig wird, wenn die Kundschaft nicht mehr besuchen kann. Auch das Faulenzen muss gelernt sein; vielleicht kann aber Job noch behilflich sein.

Am Freitag war bei Carl Ludwig, der seinen Laden verlegt hat und zwar in die Ecke, wo das Geschäft von Schaaf drin war; Fortsetzung im Briefkopf habe mir den Laden angesehen und waren alle sehr entzückt. So was schönes habe ich noch nicht gesehen. Der Laden hat einen Flä(s)cheninhalt von 9 auf 8 qm, also 72 qm. Eine Ladenfläche von 22 mtr und mitten im Laden eine(n) Aufstellltheke in Hufeisenform. Ich habe ihm zur Eröffnung einen wunderschönen weißen Blumenstock geschickt, den das Frl.(=Fräulein) gleich in den Erker gestellt hat. Der Umbau kostet mindestens 10 Mille. Ich glaube, der hat gewonnen; denn er hat doch auch in Jugenheim eine Villa mit Hühnerfarm gekauft.

Am Samstag waren Else, Johanna, Frau Kossmann und Hede in D(armstadt). Ich denke, dass Du mit meinem ausführlichen Bericht zufrieden bist und sei Du herzlichst geküsst v. D. Vater.

Dear Martin,

Hope all is well with you and thank God so it is with us as well; with regards to giving up the business I told you about in my last letter, it will after all turn out a bit different. The two of us, old ones, Sal(omon) and I leave and Job will continue to lead the firm with our capital of 10k and a trade tax of approx. 40-50 marks; since, once one has given it up, it would be very difficult to get a permit for a new start; everything may change for us overnight.

Friday the young Helm spoke with me about it and wanted to take it over and at noon today he called again and wanted to come over with his brother-in-law Bambach. I told him no as Job will run it right now. Anything outstanding is payable to me and I am working on getting all that in as soon as possible. The matter must be submitted for tax purposes before April in order to reduce the trade tax.

Aunt Sophie wrote she would go south with Bertha and wouldn’t come here. So I don’t know how I could speak with her. You wrote about the first papers received; I believe these were from B of Z. What if I really wanted to visit you in the summer; I think I’d need an Affidavit here. You could ask how high it ought to be. And whether it costs a lot; write us about this! All this is still very uncertain.

Wednesday we are in the district court in Darmstadt to open Aunt Hannchen’s will, Adolf Berger and I have to be there.

I believe it will be terribly boring for me when the customers can no longer come. Idling must be learned too; but perhaps Job can still help.

Friday I went to see Carl Ludwig who moved his business in the corner where Schaaf’s shop used to be. I checked out the shop and everybody loved it. I’ve never seen anything that beautiful. The shop is 9x8m, (29’x26’) that is 72m2 (775ft2). With a 22m storage (72’) and a horseshoe shaped counter. For the opening I sent him beautiful white flowers that the clerk promptly put on the balcony. The renovations cost at least 10 grand. I think he did great, since he had also bought a villa with a chicken farm in Jugenheim. Saturday Else, Johanna, Frau Kossmann and Hede went to D(armstadt). I believe you are happy with my detailed report. Warm greetings from your Father.

credit: bg