01-19-1941

Meine lieben braven Kinder 19. I. 1941

Ihr könnt Euch unsere Freude nicht vorstellen, als gestern euer erster gemeinsamer Brief vom 26. XI. eintrag, ganz besonders haben mich deine herzlichen Worte, liebe Mitzi gefreut , und wünsche ich auch, wir könnten schon in euer gemütliches Heim reinschauen. Wenn ich deine Zeilen , l. Mitzi, lese, so meine ich meine l. selige Frau hätte sie geschrieben, die es verstand, mich eben so viel Liebe und Güte zu schreiben, wie du l. Mitzi. es hier bewiesen hast. Ich hoffe und wünsche Euch, dass Ihr ebenso glücklich zusammen leben wie wir, nur soll eure Ehe von längerer Dauer sein wie die unsrige war. Wenn ich euer Bild ansehe, meine ich, ich müsste Euch beide einen herzhaften Kuss geben, aber leider müssen wir’s noch eine Zeit verschieben, weshalb dich l. Martin bitte, der .l Mitzi einstweilen einen für mich zu geben; ich gib dir´n wieder zurück.

Wie man diese Woche hörte, werden jetzt in Stuttgart die die nummern bis 30.000 aufgefordert ihre Papiere einzuschicken und so hoffe, dass wir auch bald an die Reihe kommen. Ich bin für 30. I zur Besprechung zum Hilfsverein bestellt. Wie mir Jemand sagte, sollst du l. Martin einen Luftbrief nach Stuttgart schreiben, dass deine Bürgschaft vom 7. Juni 1940 in alter Form bestehen bleibt und dies notariell bescheinigen lassen. Du kannst doch noch arten, bis dir hierüber nochmal schreibe, da ich hören will, was der Hilfsverein dazu spricht. Wie aus deinem Hochzeitsbericht l. Martin entnehme, scheint es ja sehr nett gewesen zu sein und bedaure nur, dass nicht dabei waren; um so mehr freue mich, auf die Schallplattenvorführung. Mit gleicher Post empfing gestern das erste Lebenszeichen von Hans seit ihrer Abreise und geht es ihr verhältnismäßig gut. Denkt euch am 4. Tag traf sie Rudo der zu gleicher Stelle weilt und einige Tage später traf sie Gertrud und werden sie jetzt jedenfalls öfter zusammenkommen.

My dear good Children,

You cannot imagine our happiness as yesterday we got the first letter sent by both of you in Nov 26; I was especially happy about the warm words from Mitzi; I wish we could look at your beautiful home already. When I read your letter, dear Mitzi, it is as if I were reading a letter from my dear wife, who also knew how to write with so much love and goodness as you do, dear Mitzi. I hope and wish that the two of you are just as happy together as we were, just a whole lot longer than us. As I am looking at the two of you, I would so much like to kiss you both, but this still must wait for a while: so, dear Martin, ask your lovely Mitzi for a kiss for me; I’ll give it back, I promise.

As we heard this week, Stuttgart will call the numbers up to 30,000 these days and ask for the papers to be sent in; we hope it will soon be our turn as well. I have an appointment on Jan 30 at the Aid Society. As someone suggested, you, dear Martin, should send a letter by airmail to Stuttgart that your sponsorship of June 7, 1940 stays as is and have it signed by a notary. You can wait until I write you again; I want to hear first what the Aid Society says about it.

As I take from your wedding report, dear Martin, it must have been very nice; what a pity we could not be there; the more we enjoyed the recorded performance.

Same day we got the first sign of life from Aunt Hans since her leaving; she is doing relatively well. Imagine: on the fourth day she met Rudo who is at the same place and a few days later Gertrud, too, so they will see one another more often now.