01-08-1939

Firmenbriefkopf Frankfurt M, den 8. Januar 1939 Fürstenbergerstr. 167 I.

Lieber Martin

Hoffe, dass es dir gut geht, was bei uns auch der Fall ist, bis auf eine Erkältung der Fr. Kossmann, die sich beim Umzug zu viel zugemutet hat. Wir machen schon bald 14 Tage zu Haus im kalten Haus herum und am Mittwoch früh gegen ½ 8 Uhr kam der Wagen mit Anhänger von Delichhausen und Abends um 6 Uhr standen die Möbel, die noch übrig hatten (aus der Schlacht: gemeint ist die Reichspogromnacht) in der neuen Wohnung (Fürstenbergerstr. 167 I.). Am Freitag Abend war die ganze Wohnung geputzt und wohnlich eingerichtet mit Hilfe der Frau Mainzer (Mörfelden); weil gerade den Namen Mainzer schrieb, fällt mir ein, dass Moritz Mainzer, früher Homburg, letzte Woche nach Holland zu seinem Sohn Heinz ausgewandert ist; seine Frau, die Clara, kommt auch bald (Heinz hat sich verheiratet) nach, sobald sie ihren Pass hat.

Gustav Hirsch, Gr. Gerau hat diese Woche sein Haus verkauft und zieht jetzt auch nach FfM; er war diese Woche schon auf der Wohnungssuche. Wie man hört, hätte sich in England ein Comité gebildet, das viele Juden aufnehmen könnte und würde. Diesem enorme Summen zur Verfügung stehen. Wir werden uns jedenfalls auch dorten anmelden; vielleicht kommen dadurch rascher hinaus; man probiert eben alles, denn, bis in St(uttgart) an die Reihe kommen, wird noch Jahre dauern.

Auf Neujahr sandte dir nochmal 1 Paketchen ab Mainz, das du hoffentlich bekommen wirst; auch zu Weihnachten sandte eins. Ab 1. I. ist s nicht mehr erlaubt. Hoffe, dass dieser Tage Bf. von dir kommt. Sei herzl. gegr. von Hede und Frau Kossmann, die sich heute Mittag gelegt hat und einen herzl. Kuss von d. Vater.

Wir haben ein 5-Zimmerwohnung, wovon 2 Z(immer) weiter vermieten, ab 1. II.

Dear Martin,

Hope you are well, which is also the case with us, except for Mrs. Kossmann’s cold. She overextended herself during the move.  We have been staying almost two weeks in the unheated house; Wednesday morning around 7:30 the moving truck came from Delichhausen and by 6pm the furniture that was left (from the battle) [Kirstallnacht] stood in the new place (Fürstenbergerstr. 167 I.). 

Friday night the whole apartment was cleaned and set up with the help of Mrs. Mainzer (Mörfelden); As I have just written the name Mainzer, I remembered that Moritz Mainzer, formerly of Hamburg, emigrated to his son Heinz in Holland last week.  His wife, Clara, will follow him (Heinz is now married) as soon as she has her passport.

Gustav Hirsch, of Gross Gerau, also sold his house and will move to Frankfurt; he was looking for a place this week. As we heard, there is a committee in England now that could and would take in many Jews. They have an enormous amount of money at their disposal. We will definitely sign up there. Perhaps we can leave faster this way. We’ll try everything because it could otherwise take years until our turn in Stuttgart comes.

New Years I sent you 2 small packages from Mainz, hopefully you’ll get them.  Also for Christmas I sent one.  As of Jan 1, it is no longer permitted.  Hope we get a letter from you these days.  Warm greetings from Hede and Mrs. Kossmann who is in bed today.  Warm kisses from your father.

We have a 5 room flat, of which we’ll rent 2 rooms to someone else as of Feb 1.