10-08-1940

Lieber Martin 8. X. 40

Ich hoffe, dich bei bestem Wohl was G.(ott) s.(ei) D.(ank)von uns allen auch berichten kann. Die Feiertage haben soweit gut verbracht und wird der Jom Kipur hoffentlich auch gut vorüber gehen Hast du an den Feiertagen frei gehabt? In deinem Brief vom 8. IX. schreibst du von Schiffsplätze(n) belegen für uns; dies liegt noch in weiter, weiter Ferne. Ich denke im ersten Jahr noch nicht daran. Von St.(uttgart) habe bis jetzt noch nichts gehört und geht es dorten eben sehr langsam. Wie am Sonntag hörte, sei Leop(old) Hirsch und Frau, früher in Büttelborn, nach St.(uttgart) für diese Woche bestellt. Ihr Sohn ist ja jetzt auch amer.(ikanischer) Bürger; hoffentlich pa(c)ken sie´s , dass sie reisen können; es ist jedem zu wünschen.

Von Julius Kahn habe in den letzten Tagen nichts gehört.

Wie die Dame von ihrer Russlandreise erzählte, sei dieselbe sehr schön gewesen, aber gerade gestern las ich einen langen ausführlichen Reisebericht in der Frankfurter Zeitung, der gerade das Gegenteil schreibt, wie schwe(h)r und umständlich dieselbe sei, besonders die Bahnfahrt durch Russland. Na, vielleicht trifft es zu, wie du schriebst, bis wir mal reisen, dass direkt fahren können. Abwarten und Geduld haben!

Ich freue mich, dass du deine Ferien gut verbracht hast und deine Fortschritte im Kochen so gut gediehen sind. Ich wollte, ich könnte mich schon davon überzeugen.

Mein Magazin wird auch bald verkauft werden und denke dir im nächsten Bf. darüber zu berichten können. Sonst weiss heute nichts Neues; bei uns vergeht ein Tag wie der andere, und (ich) bin immer froh, wenn alle gesund bleiben. Grüsse alle Verwandten und Bekannten von mir und sei du noch herzl. geküsst von deinem Vater.

Dear Martin,

Hope you are well, which I can, thank God, also report about us. So far we had a nice Holiday and hopefully Yom Kippur will go just as well. Were you off work during the holidays? In your Sept 8 letter you wrote about booking tickets for the ship. But that is still far, far away. I do not think it will happen even in the first half of next year. We have not heard anything from Stuttgart; it is going very slow there. As I heard on Sunday, Leopold Hirsch and his wife, formerly of Büttelborn, have their appointment this week in Stuttgart. Their son is now an American citizen. Hopefully it will work out for them, which we wish everybody.

Lately I have not heard anything from Julius Kahn.

As a lady told us her Russia trip it was supposedly very nice, but just yesterday I read the exact opposite in a detailed travel report in the Frankfurter Zeitung, it is very difficult and tedious, especially the train ride through Russia. Well perhaps it will all work out by the time we can go and we can have a direct trip. We must wait patiently.

Glad to hear you had a great holiday and that your cooking has improved so well. I wish I could be there to taste it.

My storage will be sold soon; so I will be able to tell you about it in the next letter. Otherwise I have nothing more to report. One day is just like the other, we can be glad to be healthy. Greetings to all and warm kisses to you from your father.