05-05-1940

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Lieber Martin 5. 5. 40

Deinen Luftpostbrief von 26. 4. erhielt heute früh und habe mich sehr damit gefreut zumal seit deinem Bf. vom 4.4. nichts mehr ankam. Ich freue mich, dass du gesund bist und deine Gehalt gestiegen ist. Friedel Schott hat dir ja geschrieben, dass wir gesund sind, und es uns allen gut geht. Heute Mittag gehe zu seinen Eltern und berichte Ihnen, dass du Bf. von ihm bekamst. Die Feiertage sind bei uns auch ohne Seeder vorüber gegangen; die Hauptsache war, dass genügend Mazze zu Mazzeklös und Schalet hatten. Tante Hans ist seit 10 Tagen bei uns und hat sich G.(ott) L.(ob) gut erholt; morgen will sie wieder nach Hause um verschiedenes zu regeln und versprach mir dann über unsere Pfingstfeiertage für einige Wochen zu kommen. Ihre Schwiegertochter ist, bis du diesen Bf. bekommst, schon drüben. Wie ich hörte ist in St.(uttgart). Nr. 15.700 schon bestellt und sollen jetzt bis 18.000 bestellt werden. Bis 23.(000) oder 24.000 sind aufgefordert, ihre Bürgschaften zur Prüfung einzuschicken und hoffe, dass wir auch bald aufgefordert werden.

Hast du an Onkel Max und Tante Selma nach Louisville geschrieben? Oder hast du von ihnen was gehört, zumal sie dir doch Grüsse zu zu übermitteln haben.

Für gesandte Liebespakete(n) danke dir recht herzl. und haben wir uns alle sehr damit gefreut. Clara schrieb, dass wieder eines unterwegs sei und wird jedenfalls morgen eintreffen. Du brauchst nicht so viel zu schicken, eins monatl.(ich) genügt.

Julius Kahn wird auch in den ersten Tagen bestellt werden und (sie) hoffen, bald zu fahren. Kommst du mit Nachmanns öfter zusammen und wie geht es ihnen und Onkel Salomon? Grüsse sie von mir und sage, dass wir gesund sind. Wegen unserer Bürgschaft hast du noch Zeit, bis dir hierüber schreibe, damit sie nicht verfällt. Das Couvert mit den Briefmarken hebe auf! Soll ich sie dir zuschicken? Hat eigentlich Max Herz noch seine alte Telephon-Nr. in seiner neuen Wohnung beibehalten? Güsse ihn und seine Familie von mir und sei du herzl geküsst von deinem Vater.

Tante Hans: Lieber Martin, lang ist´s her, dass dir nicht schieb nun habe die beste Gelegenheit dazu, ich freue mich, dass es dir gut geht; dieser Tage wird auch Alberts Frau und Kinder drüben ankommen und ich bin froh, dass das auch glatt ging. Es ist nur traurig, dass das unser Vater nicht mehr erlebte. L(ieber) Martin, ich habe ein einsames Leben Gert(trud)? Und ihr Mann sind auch bei Rudo; sie sind gern....? zusammen und das ist die Hauptsache. Bleib auch du gesund und sei geküsst Tante Johanna.

Dear Martin,

Your airmail of April 26 came today which made me very happy, especially because I have not received anything since your letter of April 4. Glad to hear you are in good health and that your pay has increased. Friedel Schott wrote to you that we all are healthy and doing well. Today I’ll see his parents to report to them that you got news from him. The holidays have passed without a Seder here. The main thing was that we had enough matzo, matzo balls and cholent. Aunt Hans has been staying with us for ten days, and thank God she has recovered. Tomorrow she wants to go home to take care of things but she promised she would return for Pentecost for a few weeks. Her daughter-in-law will have arrived over there by the time you receive this letter. As I heard, the numbers 15,700 are now being processed in Stuttgart and soon they will get to the numbers 18,000. Up to the numbers 23,000 or 24,000 are requested to submit the sponsorships for checking, so I hope our number will also soon be on.

Have you written to Aunt Selma and Uncle Max to Louisville? Or, have you heard from them, since they are supposed to convey our greetings to you.

Thank you very much for the care packages; we were very happy about them. Clara wrote that another one is on its way and will likely arrive tomorrow. You do not need to send so many, once/month is enough.

Julius Kahn will be soon ordered to go to Stuttgart and they hope they can leave soon. Do you sometimes get together with the Nachmanns and how is Uncle Salomon doing? Give them my love and let them know we are healthy. You can still wait with our sponsorship; I’ll let you know when it is due, so that it does not expire again. Keep the envelope with the stamps. Should I send them to you? Has Max Herz kept his old telephone number in the new place? Give my greetings to him and warm kisses to you from your father.

Aunt Hans: Dear Martin, long time I have not written, and this is the best opportunity to make up for that; happy to hear you are well. One of these days Albert’s wife and children will have arrived over there and I am glad it all went smoothly. It is only sad that our father could not live long enough to see it happen.

Dear Martin,

I live a lonely life. Gertrud and her husband are with Rudo; they enjoy being together: that’s the main thing. Stay healthy; many kisses from Aunt Johanna.