03-03-1940

Ohne Briefkopf Sonntag, d. 3. III. 1940

Lieber Martin.

Nach drei-monatlicher Laufzeit kam dein Bf. vom 26. XI. diese Woche an und entnahm demselben, dass du endlich wieder Arbeit gefunden hast. Hoffentlich kannst du bleiben. Ich begreife nicht, dass du mir so wenig über diesen Wechsel schreibst; du kannst dir doch denken, dass ich ausführlicher von dir hören möchte, besonders, was du jetzt verdienst. Ich mach mir große Sorgen, ob du uns auch ernähren kannst; oder glaubst du, dass ich drüben noch was verdienen kann. Ich will gerne arbeiten, was in meinen Kräften steht. Ich nehme an, dass Onkel Salomon auch noch was thut. Ich denke, bis dich diese Zeilen erreichen, du auch von Golds Brief hast. Wie ich hörte, sei die Nr. 24000 aufgefordert, die Bürgschaft einzuschicken zur Prüfung und denke, dass es bei uns auch nicht mehr so lange dauern wird. Die neue Bürgschaft muss auf Michael, gen(annt) Emil, lauten; ausserdem muss drinnen stehen, dass mein rechter Arm steif ist und dass (ich) nicht gut höre. Du wirst sie am besten per Einschreiben an Gina schicken und Freiporto beilegen. Vielleicht gibt es auch inzwischen eine neue Luftlinie.

Am Mittwoch wurde Onkel Joseph in Karlsruhe beerdigt und war es für ihn und Tante Hans eine Erlösung. Er wog nur noch 120 Pf., also nur Haut und Knochen; er hatte zuviel weiße Blutkörperchen und war 2 Tage vor seinem Tod bewusstlos. Ich fuhr mit Tante Hans zurück und am Donnerstag nach Hause. Tante ist sehr gefasst. Unterrichte auch Salomon und Nachmanns davon! Friedel Schott fährt jetzt endlich Ende des Monats. Wir sind G(ott) L(ob)) gesund und hoffe desgl.(eichen) von dir. Grüsse alle von mir und sei du herzl. geküsst von deinem Vater.

Gratuliere Stanley und seinen Eltern in meinem Auftrage!

Wie die meisten anderen Briefe enthält auch dieser eine Zensur-Ziffer unten links

Dear Martin,

After three months we received your letter of Nov 26 this week and from it we learned that you’ve got a new job at last. Hopefully you can keep it. I don’t understand why you write so little about this change to me. You can imagine I would like to know more details about this, in particular about your pay. I am worried sick whether you could support us at all; or, do you think I could earn some money over there? I would be happy to work as much as I can. I assume Uncle Salomon is doing something as well. I believe by the time you get this letter, you will also have heard from the Golds. As I heard, they are now at No 24000, asking for the proof of sponsorship, so perhaps it will also be our turn soon. The new sponsorship should be for Michael (aka Emil) and it should also state that my right arm is stiff and that I do not hear well. Best would be if you sent it registered to Gina with some stamps included. Perhaps there is already a new airmail.

Uncle Joseph’s funeral took place on Wednesday in Karlsruhe which was a relief for both him and Aunt Hans. He only weighed 120 pounds at the end, just skin and bones; he had too many white blood cells and was unconscious for two days before his passing. I drove Aunt Hans home on Thursday. Auntie is taking it well. Let Salomon and the Nachmanns know about it! Friedel Schott is finally leaving at the end of this month. We are healthy, thank God; hope you are as well. Greetings to all and warm kisses from your father.

Congratulations to Stanley and his parents from me.