08-02-1937

Gross-Gerau, den 2. Aug. 1937

Lieber Martin!

Es ist jetzt 1 Jahr, dass Du in Ch(icago); heute hoffen (wir), dass Du bald solches Glück wie die Kinder von Nierstein haben. Tante und Onkel waren gestern zum Nachtessen da, waren bei Bernhard M.(arx) Besuch machen. Nachmittag waren Herr und Frau Berk mit Sohn aus Langen bei uns haben 1 Flasche Mosel getrunken und fühlten so wohl bei uns, dass an liebsten hier geblieben wären.

Hier hat sich weiter nichts zugetragen; ich finde dass Hirsch´s dort sehr nett zu Dir sind. Dies ist doch immer ein Stück Heimat für Dich; habe ich recht?

Dies ist doch traurig für den jungen Herrn Baer, so plötzlich die Mutter zu verlieren, sage ihm unser aller Beileid, man findet in der Not doch noch Freunde! Von A. habe nichts gehört, dass Du nochmals geschrieben hattest; wie ich heute zufällig hörte, soll mein Neffe Georges Censer mich besuchen, ob mit Frau, ich weiss nicht.

Wir haben eben herrliches Wetter, abends schon frisch, aber die Schnaken kommen eben ihr Liedchen zu singen.

Hermann Marx ist bestimmt verlobt, dies ist doch eine Verwandte von seiner Schwägerin.

Jetzt kommen gewiss schon die Sommerfrischler bald langsam zurück. Es ist noch nicht bestimmt, dass Karl K(ahn) nach Chicago kommt; das wird sich entscheiden, wenn seine Eltern dort sind. Heute haben ein (Brief) von Sally gelesen. Arbeitet fein in Milwaukee; es geht ihm dort gut, die Verwandten sind sehr aufmerksam.

Ich besinne mich jeden Tag was wir Dir an Kleinigkeiten Kahns mitgeben können.

In 5 Wochen haben Roschhaschone und hoffen noch immer das Onkel und Tante aus Bretten bei uns sind, diese Woche haben nichts von denselben gehört.

Mit Herzl. Grüssen für Dich und alle Bekannten Deine Johanna Kosssmann

Lieber Martin! Ich bin froh, immer aus Deinem Brief zu lesen, daß es dir, lbr. Martin, gut geht, was ich von mir auch berichten kann. Dieses Jahr bis Du leider an meinem Geburtstag wieder nicht dabei. Aber hoffentlich sind wir nächstes Jahr zusammen. Sonntag haben Metha Dahlerbruch und Blankas Vater Hochzeit. Was arbeitest Du zur Zeit? Frau Hebel hat eine kleine Tochter.

Ruth war über Samstag in Mannheim. Mittwoch ziehen die Niersteiner nach Mainz. Tante S. tut es doch leid von Nierstein wegzugehen. Sonst kann ich Dir wirklich keine Neuigkeiten mehr schreiben. Da es keine mehr gibt. Ich muß schlies(s)en, da der Brief weg soll. Nun, lieber Martin, bleib weiter gesund und grüß mir bitte alle Bekandte dort und sei Du für Heute recht herzlichst gegrüßt und geküßt von Deiner sister Schwester Hede. Ich hoffe, daß ich zu meinem Geburtstag ein Bild von Dir bekomme, aber bestimmt.

Gross-Gerau, August 2nd, 1937

Dear Martin,

It has been a year that you are living in Chicago; we hope you are going to have as much luck there as the Nierstein children. Aunt and uncle came for supper yesterday on their way to visiting Bernhard Marx. In the afternoon Herr and Frau Berk and their son from Langen visited us; we drank a bottle of Mosel and had such a great time they wanted to stay with us.

There is not much else new; I find the Hirsch family are being very nice to you. A bit like home for you, isn’t it?

It is so sad for the young Herr Baer to lose his mother, please convey to him our condolences; he still has friends in his great time of need. I have not heard anything from A. about you having written to them a second time. As I was told, my nephew Georges Censer will visit me, whether with the wife I don’t yet know.

The weather is wonderful, evenings a bit cool, but the gnats are everywhere. Hermann Marx is for sure engaged, with a relative of his sister-in-law.

I am sure the vacationers are slowly returning now. It has not been decided yet if Karl Kahn goes to Chicago, they will make up their mind about it once his parents will have arrived there. Today we got a letter from Sally. He has a good job in Milwaukee; He is doing great there, the family is very considerate with him.

In five weeks it is Rosh Hashanah and we hope Uncle and Aunt from Bretten will come, we have not heard anything from them.

Warm greetings to all, your Johanna Kossmann.

Dear Martin,

I am always glad to see from your letters that you are doing well, which is what I can report about us as well. This year again, sadly, you are not here for my birthday. Hopefully next year we’ll be all together again. Sunday Metha Dahlerbruch and Blanka’s father are going to get married. What kind of work do you have right now? Frau Hebel had a little daughter.

Ruth went to Mannheim for Saturday. Wednesday the Niersteiners are moving to Mainz. Tante S. is very sad about having to leave Nierstein. Otherwise I cannot tell you any other news. There is nothing new. I must stop now as we want to send the letter. Dear Martin, stay healthy and give my greetings to all over there, and warm greetings and kisses from your sister Hede. Hoping to get a picture of you for my birthday, certainly.

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