01-07-1941

Meine Lieben d. 7. 1. 1941

Vergebens warte ich auf euren ersten Brief nach eurer Verheiratung, aber ich weiß , dass die Schuld nicht an Euch liegt und Ihr könnt Euch doch denken, mit welcher Sehnsucht ich auf die ersten Zeilen von dir, l. Mitzi warte. Von Tag zu Tag hoffe ich.

Ich war mal wieder nicht ganz wohl, geht mir aber G.s. D. wieder gut. Gestern war seit 14 Tagen zum ersten mal wieder aus und hoffe täglich mehr heraus zu können.

Von Tante Hans direct habe noch keine Nachricht; von indirecter Seite hörte, dass es ihr gut ginge. Bei uns verläuft ein Tag wie der andere; am Sonntag waren größere Gesellschaft zum Geburtstagskaffee, der doch ziemlich in der Stille verlief (zeitgemäss). Wir sind jetzt schon 2 Jahre hier, so vergeht die Zeit. Gestern ist die Tochter von Simon Schott in Mörfelden mit ihren 2 Kindern nach U.S.A. abgereist. Vielleicht kommen wir auch mal an die Reihe. Julius Kahn´s hoffen auch von Monat zu Monat, ebenso Adolf Guckenheimers, die nach Brasilien wollen. Wie geht es Onkel Salomon? und Nachmanns? Du wirst wohl jetzt nicht mehr so viel mit Ihnen zusammen kommen. Ist Ruth schon verheiratet? Hörst du was von Onkel Max und Tante Selma? Waren sie bei eurer Hochzeit? Ich habe schon sehr lange nichts von Ihnen gehört. Ich hoffe, dass Euch diese Zeilen bald erreichen und ich auch bald von Euch höre. Seid beide recht herzl. geküsst von Eurem Vater.

Grüsst eure Eltern ebenfalls von mir. Hede und Frau Kossmann lassen ebenfalls grüßen.

My Darlings,

I have been waiting for your first letter after your wedding in vain; I know you cannot do anything about it, but you can imagine how much I want to see your first words to us, dear Mitzi. Every day I keep hoping that I would receive something.

Again, I was somewhat under the weather, but meanwhile I am well again, thank God. Yesterday I could go out again, the first time after 14 days, and hopefully I can do so more and more. I still have not got any news from Aunt Hans herself, but indirectly I heard she was alright. Here, life is always the same, day in day out. Sunday we had a larger company for birthday coffee, but it was rather quiet (as it should be). We have been living here for two years already; how fast time passes by! Yesterday the daughter of Simon Schott from Mörfelden left for the U.S.A. with her two children. Perhaps it will be our turn soon as well. Julius Kahn is hoping for the same every month, and so does Adolf Guckenheimer’s family – they want to go to Brazil. How is Uncle Salomon doing? And the Nachmanns? Now you won’t have that much time to see them. Has Ruth got married? Have you heard anything from Uncle Max and Aunt Selma? Did they attend your wedding? I have not heard anything from them for a very long time. Hope you two are getting this letter soon and that I, too, will hear from you just as soon. Warm kisses to both of you, from your father.

Greetings to the in-laws as well. Hede and Mrs Kossmann send their greetings, too.