02-14-1939
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February 14, 1939
Firmenbriefkopf FfM, den 14. II.1939
Lieber Martin!
Ich hätte dir gerne schon früher geschrieben, glaubte aber, jeden Tag Brief von dir zu erhalten, was bis jetzt noch nicht der Fall ist. Hoffe für morgen. Am Sonntag ist Job nach Holland mit seinem Vater, wo sie 14 Tage bleiben, bei seinem Vetter Stern. Er wird dir von dorten schreiben, und hörst du ja alles. Wir sind G. L. gesund ud hoffen desgl. von dir.
Über unsere Reise nach Belgien kann dir heute noch nichts berichten, da der Betreffende heute erst zurückkommt. Es ist alles sehr schwer und langwierig. Ich hoffe, dass die Tochter von Frau Kossmann nächste Woche kommt, da man dies alles mündlich besser besprechen kann. Es gehen von hier tägl.(ich) viele weg und hoffe, dass auch mal (an) uns die Reihe kommt. Leopold Kahn kommt jetzt ins Gagern Krankenhaus und bildet sich dort als Krankenpfleger aus, muss monatlich Mk 50 bezahlen. Er hat doch dadurch Beschäftigung.
Wegen Haus und Magazin sind Verhandlung(en) im Gang. Das Haus hat die Reichsbahn diese Woche besichtigt. In Gerau sind fast alle jüdischen Häuser verkauft. Die meisten ziehen hierher.
Meine Einkommen- und Vermögenssteuer habe letzte Woche abgegeben und denke, dass meine Steuern herabgesetzt werden, ebenso die Reichsfluchtsteuer.
Tante Hans kam am Samstag vom Krankenhaus Karlsruhe zurück, geht ihr aber immer noch nicht gut. Hast du ihr eigentlich geschrieben?
Adolf Guckenheimer´s Enkelchen kommen jetzt nach England, deren Vater ist in Buchenwald gestorben.
Sonst weiß für heute Nichts, sei herzl. geküsst v. d. Vater.
Lieber Martin!
Wir hoffen und harren, aber es kommt nichts; oft könnte man verzweifeln. Job hat auch schon Abschied genommen, sicher ist es ihm jetzt leichter in jeder Beziehung. Ich glaube bestimmt, wenn er in Milwaukee ist, dass Du den ersten Sonntag benutzt, um ihn zu sprechen. Wie das Schiff heisst, habe ich vergessen; glaube mir, das Gedächtnis hat durch die Aufregungen nachgelassen. Jeder hat eine Macke zurückbehalten. Wie ich hörte, hat Ernst sein Geschäft am 10. Febr. eröffnet. Hoffe, dass es so gut geht wie bei Änne. Seppel und Selma Löb haben noch keine Arbeit, aber Minna und Heini sind zufrieden, Ida schrieb uns dies von Berlin. Recht herzl. Grüsse von Joh. Kossmann.
Dear Martin,
I would have liked to write you earlier, expecting a letter from you every day, but that sadly, has not happened yet. Hopefully tomorrow. Job is going to Holland with his father on Sunday; they’ll stay two weeks with his cousin Stern; He will write to you from there, so then you’ll know everything. We are thank God healthy and hope the same about you.
About our trip to Belgium I cannot tell you anything yet, because the person in question comes back only today. All is extremely difficult and takes for ever. I hope the daughter of Mrs Kossmann comes next week then we can talk face-to-face much better about everything. Everyday many are leaving and can only hope it will soon be our turn as well. Leopold Kahn is getting trained as a nurse in the Gagern hospital, which costs him 50 marks per month. At least they keep him busy this way. There is some negotiation taking place about the house and shop. The Reichsbahn (railway) has been looking at the house this week. Almost all Jewish houses in Gerau have been sold. Most have moved here.
I have paid my income and property tax last week and think that they will lower my taxes, as well as the Reichsfluchtsteuer [tax to be paid by Jews for leaving the Reich].
Aunt Hans left the hospital Karlsruhe on Saturday, but she is still not well. Have you written to her?
Adolf Guckenheimer’s grandchildren are going to England; their grandfather has died in Buchenwald.
Today I have nothing else to tell you, warm kisses from your father.
Dear Martin,
We keep hoping, but nothing is happening; one could despair from it often. Job has said his good-byes, surely his life has become easier in all aspects now. I believe when he is finally in Milwaukee you will use the first Sunday to speak with him. I forgot the name of his ship; you see, my memory is failing on account of the many upsets. Everyone has some issues as a result. As I hear, Ernst opened his business only Feb 10. Hope he is as successful as Änne. Seppel and Selma Löb don’t have a job yet, but Minna and Heini are happy, as Ida wrote this to us from Berlin. Warm greetings from Joh. Kossmann.