04-02-1941

Vom Oberkommando der Wehrmacht geöffneter und gestempelter Brief an Ruth Schwarz 1673 Riverside Drive N.Y. City aus der Fürstenbergerstraße 167 FfM

2. 4. 1941 von Frau J. Kossmann, Emil Marx und Hede Marx.

Meine Lieben

Heute abend ist Schreibetag und wir sind ausnahmsweise ganz allein, was selten vorkommt, benutze ich die Zeit um mich mit Euch wieder einmal zu unterhalten. Wir sind G.s. D. alle gesund, wenn auch alle sehr schmal geworden sind; ich wiege noch 102 Pfund? und Onkel hat seine Bauchdecke ganz verloren, aber es geht ihm wieder gut, denn an Weihnachten war er wieder sehr krank; Tante Hilda war Neujahr 2 Tage hier hat ihn besucht; jetzt lebt er ganz salzlos und bekommt´s ihm gut.

Wie geht es bei Euch u. wie war es, liebe Frau Schwarz, in Chicago; Martin sandte das Bildchen wie sie alle bei ihm waren. Sie haben auch die schlanke Linie bekommen.

Wir freuen uns, dass Sie zufrieden sind, es muss für Sie ein sonniges Gefühl sein, nicht mehr abhängig zu sein, jeden Monat sein verdientes Geld zu erhalten, tun und lassen, was man will, das größte Glück, dass Ruth bei Ihnen ist und in solch schöner Stelle. Haben Sie viel Arbeit? Na, liebe Ruth, wie geht es Dir, bis wann wird geheiratet?

Ich freue mich so, dass Du Deinen Bräutigam so gerne hast. Wenn Ihr Euch gut versteh, geht auch alles gut. Du bist allem Anschein nach sehr energisch. Hast Du Dein Examen gemacht, dann wirst Du auch in eine bessere Stelle kommen und viel verdienen. Du hast nach Frl. D. gefragt; ich kenne das Frl. nicht, komme mit sehr wenigen zusammen; aber wie heute hörte, wird das Kaufhaus, wo das Frl. ist, geräumt; und heute hat jeder mit sich so viel zu tun.

Wir kommen noch mit Julius und Leopold Kahn öfter zusammen Jetzt endlich können Julius und Frieda fort, haben Passage für 29. Juni. Onkel Emil und Hede kommen dieses Jahr auch noch; bekamen gestern Passage für 17. Oktober, ist ja noch lange; aber der Tag kommt auch, wenn wir gesund bleiben. Habe ein bisschen Mitleid mit mir; ich muss ganz allein zurück bleiben; kennt ihr keinen guten Freund, der für mich was einrichtet; arbeiten kann ich noch sehr gut; so bleibe alleine verlassen zurück; ich höre Ruth sagen, Frau K. tut mir leid. Ich bin fest überzeugt, dass Sie, liebe Frau Schwarz und Ruth mir .gerne behilflich wären.; meine Cousine lässt nichts mehr hören ist das nicht traurig? Habt ein bisschen Erbarmen mit mir. Glaubt mir, ich habe schon viel Tränen deswegen gelassen. An Berthel haben ein Telegramm gesandt, sie soll mit meiner Cousine sprechen.

Kaufmanns warten auf die Schiffskarte, dann wird nach Stuttgart bestellt. Hede ist als ?...aufgeregt ; es geht alles nicht rasch genug.

Martin hat auch ein liebes Frauchen, sehen ..??...sehr vergnügt und gefällt uns dem Bilde nach sehr gut; aus Kindern werden Leute. Ich denke eben so oft an die Abende in G(ross)Gerau). Freitag und Samstag, wenn die Herren Skat spielten; es war doch schön, aber mit dort (also mit Gross-Gerau) hat man keine Fühlung mehr; der euer Haus gekauft hat...?..(es handelt sich um das Haus in der Frankfurtere Straßen) nicht mehr, schade.

Von hier ist wenig zu erzählen: wir gehen mittags fort und kaufen einzelne? Sachen und bin froh wenn ich weiss, was es zu essen giebt, was ihr zu viel halt ....gab....

Martin hat .? Kaffee, Cacao und sonst geschickt.

Liebe Frau Schwarz. Wir bekamen vom 3. Febr. eine Karte für Sie von einer Schwägerin Emma Vehlbert, geb. Schwarz. Sie bittet Sie, Kleider, Wäsche und Lebensmittel zu schicken, da sie und 2 Töchter in Südfrankreich interniert sind und haben dies die Leute sehr nötig; diese Karte kam über die Schweiz (Abs. Fam. Dr. Warnier Basel....?.... Tante Hans ist ja auch in der Gegend; sie hat uns einmal geschrieben. Rudo und Gerhard hat sie dort getroffen; die arme Frau ...? auch alles mitmachen, wenn sie nur gesund bleibt.

Von Lori hatten gestern einen grossen Brief das tut mir so wohl von meinen guten Freunden Nachricht zu haben..

Was machen dort die G(ross)G(erauer)? Wie geht es Oppenheimers? Oder kommen sie gar nicht hin? I Ihr seid jetzt bald 2 Jahre weg; im Geiste sehe ich noch die letzten Tag(e) bei uns. Was hört ihr von Scherzige u. Vogels, ist Sally noch nicht verheiratet?..?..Wochen ist der Freund von meinem Vater, Herr Frohmann abgereist; so geht alles und ich bleibe.

Tante Hilda hat auch noch nichts von den Papieren in Ordnung. Dies tut mir leid.

Jetzt Schluss; alles .?...Lasst es Euch gut gehen mit herzlichen Grüssen und Küssen von Johanna Kossmann.

Grüsse an alle Bekannten und Verwandten

Meine Lieben Mit euren letzten Zeilen habe mich wie immer sehr gefreut und ganz besonders, dass daraus entnahm, dass Ihr gesund seid , was G. s. D. bei uns auch der Fall ist. Auch ich fühle mich wieder besser, wenn auch was abgenommen habe und hoffe ich, dass wir uns bald sehen werden. Heute erhielt meine Scniffsakrte per 17. Oktober ab Lisabon; werden wir auch Tage nach Rosch ha-Schana, in von hier nach Berlin und von dorten nach Lissabon reisen. Bei dieser Gelegenheit fahren nochmals über Bernburg um uns dorten noch zu verabschieden. Hoffentlich kommen diese auch bald weg. Von Martin und seiner Frau hören wir fast wöchentlich und freuen uns, dass sich beide so glücklich fühlen. Du l. Hanne kennst ja meine Schwiegertochter und soll sie nach allem was ich jetzt hörte sehr nett sein, was auch bis jetzt aus all ihren Briefen schliessen muss. Na hoffentlich sind wir zu Martins Geburtstag bei ihnen und lernen sie persönlich kennen. Auch freue ich mich schon jetzt bei dieser Gelegenheit deinen Auserwählten, l. Ruth, kennen zu lernen. Hoffentlich ist es der Richtige, damit deine Tante Else nichts an ihm auszusetzen hat Ich für mein Teil weiß schon, dass du den passenden gefunden hast. Alle Neuigkeiten hat euch ja Frau K(ossmann) schon geschrieben, deshalb empfangt meine noch recht herzliche(n) Grüsse und Küsse und auf baldiges Wiedersehen. Euer Onkel Emil.

Meine Lieben

Ich hoffe, daß es Euch gut geht, was ich von uns auch sagen kann. Dir, liebe Ruth, meinen herzlichsten Glückwünsch zur Verlobung,

Seid für heute recht herzlichst gegrüßt und geküsst von Eurer Cousine Hede

So Gott will, sehen wir uns bald.

Letter to Ruth Schwarz, opened and stamped by the High Command of Wehrmacht.

To 1673 Riverside Drive N.Y. City;

From: Fürstenbergerstraße 167 FfM

My Darlings,

Today is the day to write and since we are all alone for a change that rarely happens, I use the time to chat with you. We are thank G. all in good health, even if we all became rather slim: I weigh 102 pound and Uncle has completely lost his tommy but he is well again, after he was very ill during Christmas. Aunt Hilda visited here for two days: he is on a salt-free diet and that is good for him.

How are you doing? How was it in Chicago, dear Mrs Schwartz? Martin has sent us pictures about when you all visited him. You, too, have lost some weight.

We are happy to know that you are all content. It must feel great no longer to depend on others, earn your own keep every month, do whatever you want, and the greatest joy that Ruth is with you and has such a good job. Do you have much work? Nu, dear Ruth, how are you doing? When are you getting married? Happy to hear you like your friend so much. If you get along well, everything else works. You seem so full of energy. Once you pass your exam, you will get a better job and will make lots more money. You have asked about Miss D. I do not know her; I meet very few people. But I heard the department store where Miss D works will be closed. Today everybody is so busy.

We often meet Julius and Leopold Kahn, at last Julius and Frieda can leave they have a ticket for Juni 29. Uncle Emil and Hede will also leave this year: they received a ticket for October 17. It is still far away, but it will come if we stay healthy. Have a bit of compassion with me, I have to stay behind all alone. Do you know anyone who could help to arrange something for me? I can still work well; but must stay here alone. I can hear Ruth saying: Mrs K, I am so sorry. I am convinced that you, dear Mrs Schwarz and Ruth would like to help me. There is no word from my cousin: is that not sad? Have a little mercy with me.

Believe me, I have cried because of this for many days. I sent a telegram to Berthel to talk to my cousin. The Kaufmanns are expecting their ticket, then they will have their appointment to Stuttgart. Hede is especially anxious: it cannot go fast enough for her.

Martin’s wife is so nice, they look so happy and we like her very much on the picture: hja, the children are grown up. I often think of the evenings in G.G. Fridays and Saturdays, as the gentlemen played Skat; it was so nice, but also regarding G.G. we have no feelings left. The person who bought your house …?...(on the Frankfurterstrasse in G.G.) no more, pity.

There is not much to tell about here: we go out middays to buy some things and I am glad when I know what we will eat, used to be too much…

Martin sent us coffee, cocoa and other things.

Dear Mrs Schwarz, We received Feb 3 a card from your sister-in-law Emma Vehlbert, nee Schwarz. She was asking that you send her clothing, underwear and food since she and her two daughters are at a camp in Southern France, and they very much need these things. This card came via Switzerland (from Fam. Dr. Warnier Basel....?....) Aunt Hans is also somewhere nearby; she wrote us once. She has met Rudo and Gerhard there, the poor woman…? Also can put up with everything as long as she is healthy. We also got a long letter from Lori: it feels so good to hear some news from my good friends.

What are the people there from G.G. doing? How are the Oppenheimers doing? Or are they not at all there? You have been away for two years now. I can still remember the last few days when you were with us. Have you heard about the funny Vogels, is sally married yet? ??weeks ago the friend of my father, Mr Frohmann has left. All are leaving and I have to stay.

Aunt Hilda’s papers are not yet complete. I feel sorry for her.

Now, it is enough. Have a great time and greetings and kisses from Johanna Kossmann.

Greetings to all.

My Darlings,

I was very happy to receive your last letter as I took from it that you are doing well, are healthy, which I can report, thank G. from here as well. I am well again, although I lost weight, and I hope we see each other soon. I received my ticket for the ship today for Oct 17 leaving from Lisbon.

Right after Rosh Hashanah we will go to Berlin, and from there to Lisbon. At that time we’ll go once more to Bernburg to say good bye. Hopefully they can leave soon also. We hear from Martin and his wife almost weekly and are happy that they are so in love. You, dear Hanne know my daughter-in-law, and she should be, from all I heard, very nice, which I can also tell from all her letters. Nu, hopefully we will be with them for Martin’s birthday and will get to know here, too, in person. I look forward to meeting your chosen one, too, dear Ruth. Hopefully he is the right one, so Aunt Else has nothing to complain about; as far as I am concerned, he is. You have heard all the news from Mrs Kossmann already, so I am sending you my greetings and kisses and see you soon. Your Uncle Emil.

My Darlings,

Hope you are doing well, which I can report from here also. Congratulations, dear Ruth, to your engagement. Warm greetings and kisses from your cousin Hede. See you soon, with God’s will.