07-12-1938

Alter Firmenbriefkopf, mit „Emil Marx“ überstempelt

Bad Nauheim, den 12. Juli 1938

Lieber Martin

Deinen Bf. Nr. 96 nebst Bild erhielten gestern hier in (Bad) Nauheim und danke dir bestens dafür; es scheint, als seid ihr gerade am Kiddusch machen, was sehr schön finde; du weisst ja von was Gutem kommt nichts Böses.

Gestern habe einen Abstecher nach FfM gemacht, da Verschiedenes auf der Maschine zu schreiben hatte, wobei mir Job einliegende Zeilen für dich mitgab. Wir sind heute eine Woche hier und bleiben noch 8 Tage. Bis jetzt hatten schönes Tage mit wenig Regenunterbrechung und hoffe, dass es weiter gut bleibt.

Onkel Max ist in Wildungen und Selma geht bis Ende dieser Woche zu ihm und wird uns bei dieser Gelegenheit auch gleich besuchen. Heute erhielt Bf. von Tante Hilda und schrieb sie, dass das Geschäft von Erich ??? verkauft sei, und am 20ten übergeht; ob sie wohnen bleiben kann? - davon hat sie nichts geschrieben. Ebenso erhielt heute Bf. von Tante Hans und schrieb sie, dass ihr Vetter Louis Kramer die Bürgschaft für Albert geschickt hätte und von Stuttgart auch genehmigt sei. Jetzt muss man abwarten und hoffen, dass er auch fort kann; ich würde es ihm wünschen.

Meine Wissenschaft ist zu Ende und empfange noch eine herzhaften Kuss von d. Vater.

Lieber Martin!

Wenn auch nichts tue, vergeht die Zeit zu schnell; wir gehen viel spazieren, essen und trinken gut und haben sehr nette Gesellschaft bes.(onders) 1 Herr aus Cöln ist immer mit uns; wir waren Sonntag beim Rennen. Hede hielt standhaft auf dem Platze aus trotz des Regens; sie hat nette Cavaliere, aber nur ältere Herrn war mit schon im Kino; bekam Eau de Cologne von einem Berliner; so sind alle zufrieden und hoffen, dass die Neven neu gestärkt nach Gerau kommen. Kaufmanns schrieben, es sei alles in Ordnung, so sind beruhigt. Das Bildchen ist herrlich; eure Zufriedenheit sieht man Euch an, na, wenn euer Küchenchef so fein kocht! Allem Anschein lernst Du das Geschirr abwaschen und hoffen, dass bei Euch immer schön Ordnung ist, damit, wenn die Hausfrau zurück ist, nicht entsetzt ist.

Hast du Gutmanns Kinder gesprochen? - deine Schlittschuhe haben zu dem Grossgepäck gegeben. Hilde und Erich wussten nichts davon, da dasselbe noch zurückblieb. Wenn Du irgend was weißt, was man später mal mitnehmen könnte und dort benötigt, schreibe es, dann können es jetzt erledigen, das ist besser. Vater und wir alle schaffen uns schon so manches an. Sei so gut und schicke mal ein(en) Catalog von einem grossen Geschäft, damit man sieht und sich orientiert.

Sonntag wollen die Frankfurter kommen, der Freund von Onkel Salomon, Herr Sternberg ist hier; für heute wollen (wir uns) verabreden, ist gestern angekommen. Mit herzl. Grüssen Joh. Kossmann.

Bad Nauheim, July 12, 1938

Dear Martin,

Yesterday I received your letter Nr. 96 here in (Bad) Nauheim, together with the picture; thanks so much for that; it looks as if you were about to say Kiddush, which I find very nice; You know though that from something good nothing bad ever comes.

Yesterday I went for a trip to Frankfurt for I had to type up several things on the machine when Job gave me the enclosed lines for you. We have now been here for a week and are staying for another 8 days. Until now the weather was beautiful, with little rain and hope it stays so.

Uncle Max is in Wildungen and Selma will join him until the end of this week and will visit us as well on this occasion. Today I got a letter from Aunt Hilda who wrote that the business of Erich has been sold and will change hands on the 20th. I wonder if she can stay living there – she said nothing about that. I also got a letter from Aunt Hans who wrote that her cousin Louis Kramer sent the affidavit for Albert and he also has the permission from Stuttgart. Now we have to wait and see and hope that he can indeed leave. I certainly wish him that.

I have nothing else to report, but send you a warm kiss, your Father.

Dear Martin,

Even when we do nothing, the time passes fast; we go for walks, eat and drink well and we have very nice company, especially one gentleman from Cologne who always joins us. We were at the Races. Hede stayed on her seat, despite the rain; she had nice men to keep her company, but only older ones; she has already been with one to the movies; she also received Eau de Cologne from one from Berlin; So, all of us are content and hope we return home to Gerau with stronger nerves. The Kaufmanns wrote all was well, so we feel reassured. The picture is great. One can see you are happy – well if your chef cooks so well! It appears you have learned how to wash the dishes, and one can only hope your place is always tidy. So that when the Hausfrau returns she won’t get upset.

Have you spoken to Gutmann’s children? We sent your skates with their shipment. Hilde and Erich did not know about it at all, as the shipment was delayed. If you have any suggestions as to what else one should take that would be needed there, write to us, then we can take care of it now, which is better. Father and I are already at it to get some things together. Please send us a catalogue from a big store so we see what is needed and can orient ourselves accordingly. Sunday the Frankfurters will visit, the friend of Uncle Salomon, Mr Sternberg is already here; we want to meet him today, he arrived yesterday. Warm greetings Joh. Kossmann.